Der österreichische Künstler Florian Satzinger entwirft Figuren für Cartoons, Comics und Trickfilme. Aktuell kreiert er gemeinsam mit dem französischen Disney-Autor Denise-Pierre Filippi ein Comicalbum mit der wohl berühmtesten Ente der Welt. Die Ausstellung „Donald made in Austria“ spürt im Karikaturmuseum Krems den Arbeitsprozessen des Character Designers nach und zeigt wie Satzinger– laut Supervising Character Designer bei Animaniacs, Warner Bros. Animation, Genevieve Tsai – „zum kreativsten und cleversten Entenzeichner überhaupt“ wurde. Mit rund 200 Werken bildet die Ausstellung die erste museale Präsentation des Künstlers.

Die Kulturfüchsin hat beim Kurator der Schau, dem Direktor des Karikaturmuseums, Gottfried Gusenbauer, nachgefragt und Interessantes über Donald, Mickey und die Vermeidung von Stereotypen im Character Design erfahren.

Herr Gusenbauer, die Ausstellung „Donald made in Austria“ vereint Arbeiten des österreichischen Character Designers Florian Satzinger mit einem Diskurs der Diversitäts-Expertin Maryam Laura Moazedi. Wie ist das Konzept entstanden?

Florian Satzinger und Maryam Laura Moazedi haben lange als Paar zusammengearbeitet. Beide haben bei uns in der Vergangenheit einen Vortrag über Character Design und Stereotypen gehalten. Vor drei Jahren hat mich Florian dann angerufen und mir gesagt, dass er aktuell an einem Buch für Disney arbeitet. Mir war sofort klar: das ist jetzt der Zeitpunkt, um eine größere Ausstellung zu machen. Die Beschäftigung mit Stereotypen bietet sich bei diesem Thema natürlich an. Character Design ist etwas, das auf der ganzen Welt funktionieren muss. Bevor etwas erscheint wird beispielsweise geprüft, ob der Charakter jemanden beleidigen oder verletzen könnte. Florian bedient sich in seinen Arbeiten des Mittels der Karikatur. In der Ausstellung geht es neben dem Zeigen von lustigen Sachen auch darum, diese zu verorten. Das ist ein gesellschaftspolitischer Aspekt, der gut zu unserem Haus passt.

Das angesprochene Donald-Buch erscheint im Herbst 2023, ist also noch ein Work-in-Progress. Die Schau beschäftigt sich vor allem mit Arbeitsprozessen. Das heißt, es werden Fragen erörtert wie: Woher kommt die Inspiration? Welcher (technischer) Methoden bedient sich der Künstler etc.? Wie sind Sie bei der Kuratierung vorgegangen? Inwieweit war der Künstler in die Entstehung eingebunden?

Florian Satzinger war von Anfang an in den Kuratierungsprozess eingebunden. Es hat sich sehr schnell im Rahmen unseres gemeinsamen Arbeitens herauskristallisiert, dass wir Satzinger – ein österreichischer Zeichner präsentieren werden. Wir hätten beispielsweise in der Ausstellung mit Hilfe von Originalen auch die Geschichte von Disney erzählen können. Es war uns aber wichtiger, uns darauf zu konzentrieren, was Character Design ist und so Verbindungen zu schaffen. Unter anderen ging es uns beispielsweise auch darum zu zeigen, dass der moderne Character Designer wohl Interesse an der Geschichte der Malerei hat. Florian beschäftigt sich im Rahmen seiner Arbeit mit Alten Meistern, mit Architektur und den Verhältnissen von Licht und Schatten. Diese Großformate, auf denen die Ente zum Beispiel in die altwürdige Bibliothekswand von Carl Spitzweg geschossen wird oder wo ein Raumschiff durch eine Landschaft von Albert Bierstadt gleitet, sind Drucke vom originalen digitalen Bild, die wir bewusst für das Museale gemacht haben. Im Character Design arbeitet man heute fast nur mehr digital. Das war für uns im Karikaturmuseum auch eine Premiere. Es war uns aber auch wichtig in Form von Skizzen Originale auf Papier zu zeigen.

Es war Satzingers Begeisterung fürs Federvieh und sein hervorragender Ruf als Entenzeichner, die ihm letztendlich den Job für Disney einbrachten. Kann heute jede/r legal Zeichnungen von Donald anfertigen und diese beispielsweise ins Netz stellen?

Im Prinzip darf jeder Donald zeichnen, weil das Urheberrecht schon abgelaufen ist. Was ich aber natürlich nicht darf, ist Disney darunterschreiben. Florian Satzinger hat viele Parodien gemacht. Wenn wir zum Beispiel die Parodie von Donald mit dem Hausboot am Kopf hernehmen: das ist eine Referenz auf die Entstehungsgeschichte. Donald ist das erste Mal im Film „The Wise Little Hen“, der auf einem Hausboot spielt, 1934 aufgetaucht.
Natürlich ist es aber auch so, dass wenn du deine Arbeit als Zeichner gut machst, die Firmen eher zu dir kommen und dich umarmen. Erstens weil sie wissen, dass sie moralisch bei einem Prozess kleiner Zeichner gegen riesigen Konzern verlieren würden und zweitens wollen sie natürlich mit guten Künstlern zusammenarbeiten. Satzinger ist in L.A. als Zeichner sehr bekannt. Er ist dort ein Artist’s Artist. Die Ausstellung soll auch dabei helfen seine Bekanntheit in Österreich zu steigern

Was zeichnet die Arbeit von Satzinger aus?

Das Interessante bei Satzinger ist, dass er diesen klassischen alten Stil hat, diese zu langen dünnen Figuren. Dieser klassische Filmstrich hat viel mit seinem ehemaligen Lehrer Ken Southworth, eine Koryphäe auf dem Gebiet der Animation, zu tun. Satzinger kombiniert diesen klassischen Hollywoodstil mit Neuem. Aktuell arbeitet er zum Beispiel auch an einem Projekt, das sich damit beschäftigt, wie man Mickey Mouse frecher machen könnte. Das ist nicht so leicht. Man muss den Urcharakter noch erkennen können, aber diesen gleichzeitig neu interpretieren. Es ist schon eine besondere Sache, dass sie in den USA einen österreichischen Zeichner, wie Satzinger daran arbeiten lassen. 2028 feiert die ganze Welt 100 Jahre Mickey Mouse – da sind wir schon mal gut gerüstet und werden wieder mit Florian zusammenarbeiten

Für die Ausstellung „Donald made in Austria“ gibt es eine Kooperation mit dem Bundesministerium für Europäische & Internationale Angelegenheiten“. Wie sieht diese aus?

Wir haben eine digitale Wanderausstellung konzipiert. Das heißt, wir haben Panels vorbereitet, wo wir zum Beispiel die Arbeit von Disney erklären und was unter dem Begriff Diversity zu verstehen ist. Diese Panels verschicken wir an Botschaften. Die haben vor Ort die Möglichkeit das Material beispielsweise als Roll-up oder einzeln ausgedruckt zu präsentieren. Jede Botschaft kann die Ausstellung so gestalten und verändern, so dass sie zu den ihnen zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten passt. Das ist eine wunderbare Sache. Wir freuen uns sehr über diese Kooperation.

Donald Made in Austria!
Character Design by Florian Satzinger
Bis 19. Februar 2023
Karikaturmuseum Krems
Museumsplatz 3
3500 Krems an der Donau

www.karikaturmuseum.at

Geschrieben von Sandra Schäfer